Estudi lingüístic dels Usatges de Barcelona. El codi a mitjan segle XII

AutorThomas Gergen
Páginas399-401

Martí i Castell, Joan, Estudi lingüístic dels Usatges de Barcelona. El codi a mitjan segle XII. Barcelona: Curial Edicions Catalanes. Publicacions de l’Abadia de Montserrat, 2002, isbn 84-8415-360-6, 185 S. (Textos i Estudis de Cultura Catalana, 86).

Page 399

Die Usatges de Barcelona bilden ein wichtiges Rechtsbuch, dessen Grundlagen in verschiedenen Jahrhunderten ausgebildet wurden und die sowohl in lateinischer als auch altkatalanischer Sprache (Versionen bereits aus dem 13. Jahrhundert) überliefert sind1. Die Usatges wurden anlässlich von Hoftagen verkündet und nachträglich zu einem Ganzen zusammengestellt2. Über die Spuren, die die Usatges von der mittelalterlichen Friedensbewegung aufweisen, welche in Katalonien mit dem Konzil von Toulouges (1027) Einzug hielt, hat insbesondere Gener Gonzalvo i Bou geforscht3; letzterer widmete sich vor allem denPage 400 verschiedenen katalanischen Versionen der Friedenstexte. Die Usatges de Barcelona sind aber nicht nur für Kulturhistoriker, sondern gleichermaßen für Linguisten von hohem Interesse. Der vorliegende Band kann daher in seiner Funktion als Arbeitsinstrument mit den Texten eine große Lücke schließen.

Joan Martí i Castell, ordentlicher Professor an der Universität Rovira i Virgili und Mitglied der philologischen Sektion des Instituts d’Estudis Catalans, präsentiert mit diesem Werk eine wertvolle Analyse der Sprache der Usatges, so wie sie in der katalanischen Version basierend auf dem Manuskript der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts entstand und im Archiv der aragonesischen Krone konserviert ist und unter der Leitung von Joan Bastardas4 herausgegeben wurde. Es handelt sich um ein archaisches und nicht literarisches Katalanisch, welches in allen linguistischen Hauptsparten untersucht wird, nämlich der Phonetik, der Phonologie, der Morphologie, der Syntax und der Lexik. Die feststehende Datierung des Manuskriptes erlaubt es obendrein, gewisse sprachliche Formen, die bisher von etlichen Philologen anders datiert wurden, neu zu bestimmen. Auch gelingt es dem Autor eindrucksvoll, aufzuzeigen, inwieweit der germanische Einfluss sich auf das Altkatalanische ausgewirkt hat. Daher ist das lexikalische Verzeichnis, das Martí i Castell vorlegt, von Wichtigkeit für die sprachliche, historische und juristische Bearbeitung des Textes. Dabei arbeitet der Autor vor allen Dingen mit dem DCVB (Diccionari català-valenciàbalear) sowie dem DECC (Diccionari etimològic i complementari de la llengua catalana). In seinem Phonetikkapitel weist der Autor auf die langsame Entwicklung der Usatges beim Übergang von – ei – und – e – hin, so z.B. für malefeytes oder benifeyt. Hier kam es zu einer Monophthongierung in – e –, wobei ein okzitanischer Einfluss des Diphthongs – ai – aber nicht auszumachen ist. Der Diphthong bei der Gruppe – kt – hat sich ins – ei – durchgesetzt, so wie er heute noch in einigen katalanischen Dialekten vorkommt. Auch kennen einige katalanische Dialekte das End–a beim Konjunktiv Präsens, welches die Usatges durchgehend verwenden. Zitierenswerte Beispiele dafür sind etwa faça, reba, sia etc. (S. 15). In seinem Abschnitt über die Morphologie betont der Autor bei der Behandlung der Substantive den hochgenuinen Charakter der Usatges wegen des totalen Fehlens des okzitanischen Einflusses, was z.B.Page 401 die Beharrlichkeit in den Deklinationen der einzelnen Fälle beweist (S. 53). Hinsichtlich der Syntax stellt der Verf. schließlich heraus, dass die Usatges, obwohl sie nicht das syntaktische Niveau einiger Texte der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts erreichen, ein Beweis dafür sind, wie die Entwicklung hin zur Hypotaxe geht und dennoch einen archaisierenden Charakter beibehalten.

Insgesamt gesehen ist das Buch nicht nur für Philologen, sondern für Kultur- und Rechtshistoriker, die sich mit den Usatges de Barcelona auseinandersetzen, von hoher praktischer Bedeutung und schließt eine wissenschaftliche Lücke in der Mediävistik. Der Aufbau des Buches ist zudem sehr übersichtlich. Das Lexikon am Schluss liefert ohne Zweifel eine wertvolle Hilfe für die praktische Arbeit am Text.

------------

[1] Sabine Philipp-Sattel: Parlar bellament en vulgar - Die Anfänge der katalanischen Schriftkultur im Mittelalter, Tübingen: Narr (Scripturalia 92), 1996, 59, 79; Thomas Gergen: «“Pau e Treva de nostre Senyor” in den Usatges de Barcelona: Frieden durch rhetorische Formeln?», Claus D. Pusch (Hg.): «Katalanisch in Geschichte und Gegenwart. Sprachwissenschaftliche Beiträge», Tübingen: Stauffenburg (DeLingulis 1), 2001, 65-76.

[2] Eine englische Übersetzung und Kommentierung legte Donald J. Kagay vor: The Usatges de Barcelona. The Fundamental Law of Catalonia, translated and with an introduction, Philadelphia: University of Philadelphia Press, 1994.

[3] Die zwei wesentlichsten seiner Buchtitel seien hier genannt: La Pau i Treva a Catalunya. Origen de les Corts Catalanes, Barcelona: Edicions de la Magrana, Institut Municipal d’Història, 1986; Les Constitucions de Pau i Treva de Catalunya (segles XI-XIII), Barcelona: Generalitat de Catalunya/Departament de Justícia, 1995; sowie sein Aufsatz «Versions en català de constitucions de Pau i Treva», Medievalia 12 (1995), 33-40.

[4] Usatges de Barcelona. El codi a mitjan segle XII. Establiment del text llatí i edició de la versió catalana del manuscrit del segle XIII de l’Arxiu de la Corona d’Aragó de Barcelona, Barcelona: Fundació Noguera, 1991, 2. Aufl.

VLEX utiliza cookies de inicio de sesión para aportarte una mejor experiencia de navegación. Si haces click en 'Aceptar' o continúas navegando por esta web consideramos que aceptas nuestra política de cookies. ACEPTAR